Mai

Wie können wir uns an etwas erinnern, das fehlt? Leerstellen – lückenhafte Erinnerungen, abwesende Personen, verschwiegene Ereignisse – gelten oft als Mangel, bergen jedoch das Potenzial für neue Erzählweisen. Die Künstler*innen beschwören diese Leerräume in ihrer Performance und suchen in ihnen nach Magie und Transformation. Sie üben sich im Spekulieren, erfinden Rituale des Erinnerns und berühren sachte die Ränder der Vergangenheit. „Leerstellen, eine Beschwörung“ ist eine künstlerische Reflexion, in der sich Biografie und Autofiktion zu einem atmosphärischen Gewebe verbinden.

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Der internationale Regiestar Kornél Mundruczó zeigt eine bildgewaltige Theaterinszenierung über Identität in Zeiten von Antisemitismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit – ausgezeichnet mit dem Nestroy Preis 2024 als Beste Regie.

Drei Generationen einer Familie in einer engen Wohnung in Budapest: Die Großmutter, die es ablehnt, eine Ehrenmedaille als Überlebende des Holocaust anzunehmen; die Tochter, die einen Nachweis für ihre jüdische Identität braucht, um ihrem Sohn einen Schulplatz in der neuen Heimat Berlin zu sichern; der erwachsene Sohn, der auf der Suche nach seiner eigenen Identität als homosexueller Mann ist. Allen stellen sich die gleichen Fragen: Können wir uns von vererbten Identitätszuschreibungen befreien? Wann ist Identität ein Privileg, wann wird sie zur Last? Alles hängt vom Blickwinkel ab. Mit „Parallax“ (der Begriff bezeichnet die scheinbare Änderung der Position eines Objekts bei verschiedenen Blickwinkeln) erarbeiten der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó und seine freie Theatergruppe Proton Theatre eine epische Familiengeschichte und zeichnen ein tief berührendes Sittenbild zwischen osteuropäischem Judentum und der in Ungarn unter unzähligen Restriktionen leidenden LGBTQ+-Gemeinschaft.

Produktion: Proton Theatre
Koproduktion: Wiener Festwochen | Freie Republik Wien, Odéon-Théâtre de l’Europe (Paris), Comédie de Genève, Piccolo Teatro di Milano, HAU Hebbel am Ufer (Berlin), Athens Epidaurus Festival, Festival d’Automne à Paris, Maillon Théâtre de Strasbourg - Scène européenne, Internationales Sommerfestival Kampnagel - Hamburg, CNDO Orléans, La Bâtie - Festival de Genève
Unterstützt von: Gábor Bojár and dr. Zsuzsanna Zanker, 220volt, Számlázz.hu, Minorities Talents & Casting, Danubius Hotels

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Dimitrij Schaad, bekannt aus dem Kino („Die Känguru-Chroniken“), spielt diesen berührenden Theaterabend, der zum Berliner Theatertreffen und zu den Mülheimer Theatertagen 2024 eingeladen wurde.

Für sein autofiktionales Stück „The Silence“ geht der Autor und Theaterregisseur Falk Richter zurück in die eigene Familiengeschichte. Sein Vater verstarb, ohne dass eine versöhnliche Aussprache mit dem Sohn stattfinden konnte. Im Dialog mit seiner Mutter nimmt er jahrzehntelang nicht ausgesprochene Wahrheiten, verdrängte Geheimnisse und unaufgearbeitete Traumata in den Blick. Wie haben sich die Gräuel, die sein Vater im Krieg erlebte, in die Familiengeschichte und in die Ehe seiner Eltern eingeschrieben? Wie setzen sich Traumata, Schweigen und gewaltsame Unterdrückung in den eigenen Beziehungen des Autors fort?
Die Auseinandersetzung von Mutter und Sohn wird zu einer Reise in die Abgründe der westdeutschen bürgerlichen Gesellschaft von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Im Spiel mit Autobiografie und Fiktion, in den Widersprüchlichkeiten der eigenen Geschichte keimt aber auch Hoffnung: Welche Formen von Beziehungen gibt es jenseits von patriarchaler Unterdrückung und Gewalt? Wie könnte ein ganz anderes Leben aussehen?

Eine Produktion der Schaubühne am Lehniner Platz

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© Maximilian Borchardt

Die Geschichte einer Befreiung aus Verhältnissen, in die man hineingeboren wurde – mit Eva Mattes in der Rolle der Monique Bellegueule

Édouard Louis erzählt eindringlich von seiner Mutter Monique Bellegueule (gespielt von Eva Mattes), die in prekären Verhältnissen ohne Berufsausbildung aufgewachsen ist und gefangen war in Ehen mit gewalttätigen und alkoholabhängigen Männern. Bis es ihr eines Tages reicht und sie ihren zweiten Mann, das Dorf und ihr altes Leben hinter sich lässt. Sensibel und bewegend zeichnet Louis ihre Lebensgeschichte bis in die Gegenwart nach und reflektiert gleichzeitig sein von frühester Kindheit an emotional distanziertes Verhältnis zur Mutter. Doch nicht nur seine Mutter vollzieht eine Metamorphose, auch er selbst, indem er sich ihr nach und nach wieder annähert.
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Falk Richter, 2024 von der französischen Regierung für seine herausragenden kulturellen Leistungen zum „Officier de l’ordre des Arts et des Lettres (Offizier im Orden
für Kunst und Literatur)“ ernannt, inszeniert die Geschichte als großes Theaterereignis mit poppiger Live-Musik.

Eine Produktion des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

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